Sängerin-Stimmcoach-Isabell-Honig

© Timo Schwibbe

Progressive Muskelrelaxation für Musiker*innen

Als Musiker*innen kennen wir es eh alle: Verspannungen nach oder während des Spielens. Oder auch die Anspannung vor Konzerten. 

Sie fühlen sich nicht nur unangenehm an, sondern beeinträchtigen auch unseren Klang und die Leistungsfähigkeit.

Bei mir ging es am Anfang des Studiums sogar soweit, dass die Ver- und Anspannungen zu einer Sehnenscheidenentzündung, einer Entzündung im Arm, geführt haben, die mein komplettes Studium in Frage gestellt hat. Das war wirklich keine einfache Zeit!

Wie können wir also Anspannungen bewusster wahrnehmen, damit wir gesund und leistungsfähig bleiben? 

Genau dieser Frage gehe ich mit der Musikerin und Stimmcoach Isabell Honig nach. Isabell zeigt uns ein superspannendes Tool, die progressive Muskelrelaxation (PMR), die uns dabei hilft mit Verspannungen umzugehen und in eine Wohlspannung zu kommen, auch vor Konzerten sehr interessant!

Am Ende des Videointerviews wartet ein besonderes Schmankerln auf Dich: Wir wenden die progressiven Muskelrelaxation (PMR) gleich an.

Was erwartet Dich in dem Interview?

Lass uns mit den zwei folgenden Interviews –Video und Text – tiefer in die Vorteile und Potentiale der progressiven Muskelrelaxation für Musiker*innen einsteigen. In dem Gespräch mit Isabell erfährst Du:

  • … warum die progressive Muskelrelaxation (PMR) gerade für uns Musiker*innen interessant ist.

  • … wie die uns die PMR dabei helfen kann in einen Flow zu kommen und mit Aufregung umzugehen.

  • … wie wir es schaffen mehr aus dem Spüren, als aus dem Kopf heraus Musik zu machen.

  • … wie wir uns beim Musizieren bewusster wahrnehmen und mit uns in Verbindung kommen können. 

Ich wünsche Dir viel Freude mit den Interviews und freue mich auf Deine Rückmeldung in den Kommentaren unten, bei Instagram @melinapaetzold.

Interview mit Isabell Honig – Sängerin & Stimmcoach

1. Frage: Liebe Isabell, erzähle doch erstmal etwas über Dich: Wer bist Du? Was machst Du? Warum bist Du Musiker geworden? Was bedeutet Musik für Dich? Was bedeutet es für Dich Musiker zu sein?

Isabell: Ich bin Isabell. Musikerin, Coachin, Zweifach-Mama. Ich spiele Gitarre und Klavier, aber mein eigentliches Instrument ist meine Stimme. Das habe ich allerdings so richtig erst im Teenageralter bemerkt. Ich bin mit Musikern um mich herum aufgewachsen und ich kann sagen, ja, dass es wohl in meinen Genen liegt. Meine Oma war Konzertpianistin, meine Ur-Omi Sängerin, mein Vater Gitarrist. Ich habe mit klassischem Klavierunterricht begonnen, habe dann das Singen total für mich entdeckt, nahm Unterricht für einige Jahre. Während meines Studiums – übrigens nichts mit Musik, sondern Germanistik und Phonetik – lernte ich Gitarre spielen, weil ich mir ein anderes Begleitinstrument wünschte.
Warum bin ich Musikerin geworden!? Puh. In erster Linie war das vielleicht gar nicht so sehr nur meine Entscheidung. Während des Studiums wurde dann aber der Wunsch lauter, mich selbst durch die Musik ausdrücken zu können. Und einfach wirklich auch, weil mir das Singen so viel Wärme gibt, mich total in Verbindung mit mir gehen lässt. Das genieße ich. Ich bin eh so ein Genussmensch, da passt das total gut, merke ich gerade.

„Während des Studiums wurde dann aber der Wunsch lauter, mich selbst durch die Musik ausdrücken zu können. Und einfach wirklich auch, weil mir das Singen so viel Wärme gibt, mich total in Verbindung mit mir gehen lässt.“

2. Frage: Was bedeutet Musik für Dich? Welche drei Wörter beschreiben für Dich das Musizieren am besten?

Isabell: Musik bedeutet für mich Rückzug, Ausbruch, spüren, Bühne… im Grunde leben. Es gibt Phasen, da höre ich wenig Musik, weil ich die absolute Stille auch sehr mag. Dann solche, in denen ich mich den ganzen Tag berieseln lasse. Aktuell spiele ich leider relativ wenig. Ich merke aber, dass auch hier die Pause, der Abstand, gut tut, um wieder mit einem neuen Gefühl reinzugehen. Das Instrument neu zu erspüren. Wenn man sich selbst weiterentwickelt, innerlich, macht das bei mir auch was im Außen. Wie ich Dinge wahrnehme, mit welcher Haltung ich an etwas rangehe.

Meine drei Wörter: Auftanken, Spüren, Abtauchen

3. Frage: Wie bist Du zur PMR (Progressiven Muskelrelaxation) gekommen? Gab es hier Schlüsselmomente? Was macht sie für Dich aus?

Isabell: Ich habe eine Fortbildung zur Stimmtherapeutin absolviert, in der auch die Kursleitung PMR enthalten war. Das war erst mal gar nicht mein Hauptaugenmerk. Ist es auch heute nicht, aber ich finde es als Tool ganz spannend.

Sängerin-Stimmcoach-Isabell-Honig

© Timo Schwibbe

4. Frage: Wie bereichert die PMR Dein Musizieren/ Üben?

Isabell: Das Grundprinzip der PMR ist eigentlich das, was sich gut übertragen lässt. Es geht nämlich, zumindest meiner Auffassung nach, gar nicht darum, in einen extrem entspannten Zustand zu kommen. Sondern eher in einen wachen, ich sage mal wohlgespannten, Modus. Das Ding ist ja, dass wir im Grunde alle eher „überspannt“ sind, durch Stress im Alltag, durch Druck, an vielen verschiedenen Fronten funktionieren zu müssen.

5. Frage: Welche Erkenntnisse hattest Du durch die PMR für Dein Musizieren, die Du Dir schon früher gewünscht hättest?

Isabell: Wenn’s mal nicht läuft, die Anspannung nicht wegschieben und unterschwellig verkrampft weitermachen, sondern sie spüren. Einmal zulassen und reingehen und dann ganz bewusst lösen. Mich wieder mehr über das Gefühl annähern und nicht über das Wollen.
Das hilft mir nicht nur beim Üben, sondern auch generell im Leben.

„Mich mehr über das Gefühl annähern und nicht über das Wollen.“

6. Frage: Welche Probleme/ Herausforderungen konntest Du mit der PMR in Bezug auf die Musik für Dich lösen?

Isabell: Ich komme aus dem Kopf raus, weil der Fokus im Nachspüren auf dem Körper liegt. Bzw. ich habe das Gefühl, dass ich wieder „ganz“ bin. Geist und Körper mehr miteinander verbunden. Das hilft mir sehr, um wieder in einen Flow zu kommen.

Sängerin-Stimmcoach-Isabell-Schwibbe

© Timo Schwibbe

7. Frage: Wo siehst Du das größte Potential in der Kombination von Musik & PMR?

Isabell: Die PMR ist ein super Tool, das ich auch unbemerkt in kleinen Bewegungen auf der Bühne anwenden kann, zum Beispiel bei Aufregung und Anspannung. Es braucht eine Zeit, um sie im Körper zu etablieren, aber dann ist sie echt ein kleines Wundermittel. 

8. Frage: Hast Du Buch-, Video- oder andere Tipps, die sich für den Einstieg oder auch die Vertiefung des eigenen Laufens als Musiker*in eignen?

Isabell: Man kann das in Eigenregie machen, ich finde es aber tatsächlich super sinnvoll, sich am Anfang anleiten zu lassen, um nicht aus dem Ablauf rauszukommen. Denn zwischen den einzelnen Anspannungsphasen ist es wichtig, die Pausen einzuhalten. Wenn sich der Ablauf eingeprägt hat und es regelmäßig – und zwar wirklich regelmäßig 🙂 – praktiziert wird, reicht manchmal schon eine Faustan- und -entspannung, um im Alltag Stress im Körper zu reduzieren. Oder eben beim Üben, im Konzert …

Ich empfehle also am ehesten, sich über ein Video-Tutorial anleiten zu lassen, in dem alle Bewegungen einmal erklärt werden und dann direkt in der Abfolge angeleitet werden oder einen Kurs zu besuchen. Ansonsten würde ich sagen: Ecosia it!

9. Frage: Gibt es noch etwas, was Du hinzufügen möchtest?

Isabell: Nimm dich selbst beim Üben wahr. Nicht nur: wie klingt jetzt das Ergebnis!? Sondern eher die Frage: wie geht es mir gerade beim Üben und was brauche ich, um in meinen Flow zu kommen? Und natürlich: Lieben Dank für deine Fragen, liebe Melina!

Vielleicht hast Du ja Lust die Progressive Muskelrelaxation auszuprobieren? Lass mich umbedingt in den Kommentaren wissen, was Du für Dich mitnehmen konntest und teile den Artikel gerne mit anderen, die das Thema auch interessant und bereichernd finden könnten.

Alles Liebe

Deine

Melina

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