Auch Du kannst „schnell spielen“!
Warum Du Dir mehr zutrauen darfst und nicht gleich aufgeben solltest
„Ich kann nicht schnell spielen und werde es auch nie können.“
Wenn ich mich umschaue, begegnet mir dieser Satz – oder eine ähnliche Variante – immer wieder. Viele Musizierende, insbesondere Amateure und Amateurinnen, zweifeln daran, dass sie jemals schnell spielen können. Sie glauben, dass dies nur wenigen, talentierteren Musikern und Musikerinnen vorbehalten ist.
Falls dir dieser Gedanke bekannt vorkommt, bist Du nicht allein. Doch lass mich Dir etwas sagen: Es gibt keinen Grund, so zu denken!
In diesem Artikel möchte ich Dir zwei wissenschaftlich fundierte Gründe vorstellen, warum auch Du schnelle Tempi meistern lernen kannst, und warum du keineswegs ein hoffnungsloser Fall bist.!
Das bedeutet vielleicht nicht, dass Du die virtuosesten und kniffligsten Stücke der Welt spielen wirst. Aber ein paar Schwierigkeitsstufen höher meistern, wäre doch auch richtig super, oder?
Wenn sich das Blatt wendet und das Vertrauen wächst „schnell spielen“ zu können
Ich kenne diese Situation nur zu gut: Wenn ich denke, dass ich etwas nicht schaffen kann, fühle ich mich oft traurig, weil ich mich nicht gut genug fühle, und gleichzeitig ärgere ich mich über mich selbst, weil ich glaube, „zu blöd“ dafür zu sein. In solchen Momenten bleibe ich in meinen Emotionen stecken, gebe auf, anstatt aktiv nach Lösungen zu suchen.
Genau das erlebe ich auch immer wieder bei meinen Schüler:innen. Sie fühlen sich blockiert, zweifeln an ihren Fähigkeiten und sehen keinen Weg ihre Lage zu verbessern. Der erste Schritt ist dann, ihnen zu helfen, wieder Vertrauen zu fassen – Vertrauen, dass sie sich verbessern können, auch in Sachen Schnelligkeit.
In dem Moment, in dem sie den Gedanken zulassen, dass auch sie das Potenzial haben, schnellere Passagen zu meistern, geschieht etwas Magisches: Sie schöpfen neuen Mut und beginnen, aktiv zu werden. Mit jedem kleinen Erfolg wächst ihr Selbstvertrauen, und der Zweifel, „nicht schnell spielen zu können“, schwindet Stück für Stück.
Als ich Eva (Flöte) interviewte, strahlten ihre Augen vor Begeisterung, als sie mir erzählte, dass sie sich endlich zutraut, die schnellen Sätze ihrer Stücke anzugehen. In dem Video sieht man förmlich, wie erleichtert und stolz sie ist. Schau Dir dieses kurze Video an und lass Dich inspirieren. Dabei kannst Du selbst Vertrauen und Mut für Dein eigenes Üben tanken!
Eva (Flöte & Klavier) erzählt, wie sie über ein besseres Üben das Selbstbewusstsein entwickelte schnelle Stücke anzugehen.
„… so etwas hab ich beim Üben noch nie erlebt… Nach knapp 2 Stunden […] hab ich, glaub ich, Flügelchen bekommen 😊. Total schönes Erlebnis! Üben mit einer ganz anderen Wertigkeit und Achtsamkeit als wenn ich das “einfach so” mache. Glücksgefühl 😊❤️🎶!!!“
Eva
Warum auch Du „schnell spielen“ lernen kannst
Also, zurück zum Thema!
Lass uns den Zweifel „Ich kann nicht schnell spielen“ einmal genauer unter die Lupe nehmen. Ich zeige Dir zwei überzeugende Argumente, die beweisen, warum diese Pauschalisierung nicht unbedingt der Wahrheit entspricht.
Natürlich bringt jede:r von uns unterschiedliche Voraussetzungen mit, wenn es ums Musizieren geht. Und ja, nicht alle werden die schwierigsten Werke in Perfektion spielen können.
Aber die entscheidende Frage ist: Schöpfst Du wirklich Dein volles Potenzial aus? Ist da vielleicht noch mehr möglich, als du bisher glaubst?
Argument 1
Noch vor wenigen Jahrzehnten glaubten wir, dass das Lernen im Erwachsenenalter deutlich eingeschränkt ist. Die moderne Wissenschaft sieht das jedoch anders: Heute wissen wir, dass sich das Gehirn ein Leben lang verändern und anpassen kann. Stichwort: Neuroplastizität.
Das Sprichwort: Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr? stimmt also nicht.
Das bedeutet: Selbst, wenn du erst als Erwachsene:r damit begonnen hast ein Instrument zu lernen oder nach vielen Jahren Pause wieder eingestiegen bist, gibt es keinen Grund, an der Möglichkeit, Fortschritte machen zu können, zu zweifeln.
Durch gezieltes Denken und Üben hast du die Fähigkeit, Dein Gehirn aktiv zu verändern und zu formen – und damit neue Türen für dein musikalisches Können zu öffnen.
Argument 2
Warum denken eigentlich so viele, dass sie nicht schnell spielen können?
Das liegt häufig daran, dass sie die Stellen trotz Üben und häufigem Wiederholen nicht sicher spielen können oder, dass sie beim Üben an ein Tempolimit kommen.
Hier kannst Du übrigens nachlesen, warum das Metronom beim Tempoüben nicht der richtige Weg ist: Effektiv Tempo üben: Ist das Metronom der richtige Weg?
Dann kann es ja nur an einem selbst liegen, oder?
Halt mal!
Wissenschaftler:innen sind sich einig: Häufig liegt es an ineffektivem oder unzweckmäßigem Üben, wenn Musizierende an Begrenzungen stoßen, zum Beispiel an ein Tempolimit.[1]
Das ist eine gute Nachricht, denn das bedeutet: U.a. Tempolimits kannst Du durch gezielte Übestrategien oder ein „besseres Üben“ überwinden.
Ganz entscheidend ist also wie Du übst.
[1] Quelle: Klöppel, Renate, Altenmüller, Eckart. Die Kunst des Musizierens: Von den physiologischen und psychologischen Grundlagen zur Praxis. Deutschland: Schott Music, 2015, S. 9
Fazit
Konnte ich etwas an Deinen Zweifeln rütteln?
Lass uns das Wichtigsten nochmal festhalten:
- Deine bisherigen Ergebnisse sagen nichts darüber aus, was in der Zukunft für Dich möglich ist.
- Denn: Wir können uns bis zu unserem Lebensende verbessern und dazulernen. Tatsächlich werden wir sogar besser darin besser zu werden ;).
- Der Satz „Ich kann nicht schnell spielen.“, ist wenig hilfreich und Du beschränkst Dich damit selbst. Tatsächlich darfst Du Dir mehr zutrauen, wenn Du aktiv wirst und beginnst nach Lösungen zu suchen.
Bist Du bereit, neue Geschwindigkeiten zu erreichen und Dein Potenzial voll auszuschöpfen?
Auf dieser Seite findest Du erste hilfreiche Artikel und Videos dafür, Dein Wissen über das Üben zu vertiefen und es Stückchen für Stückchen effektiver zu gestalten. Du wirst sehen, dass sich das auch auf Deine Geschwindigkeit beim Spielen auswirken wird.
Hier eine Auswahl passend zu unserem Thema:
Keine Angst vor schnellen Sechszehnteln oder schweren Stellen!
Effektiv Tempo üben: Ist das Metronom der richtige Weg?
3 Varianten, wie Dein Blickfeld Deine Geschwindigkeit bei Läufen sabotiert.
In meinem Kurs Schnelle Läufe üben zeige ich Dir Schritt für Schritt, welche TOP 3 Übestrategien mir dabei helfen meine Läufe sicher und virtuos zu meistern. Außerdem lernst Du das Sinne-Dreieck kennen: 3 unverzichtbare Skills, mit denen Du bei kniffligen Stellen heraufindest, wo und warum es hakt. Du lernst die Skills einzusetzen und sie zu verbessern.
Hier bekommst Du alle Infos zu dem Kurs.
Frohes Üben!
Melina
Videos zu diesem Thema auf meinem Youtube-Kanal
Wer schreibt hier?
Hallo, ich bin Melina!
Ich habe Klarinette studiert und bin heute als freischaffende Musikerin in Berlin tätig.
Wie kann modernes Üben, üben im 21. Jahrhundert aussehen, in dem so viele Dinge unsere Aufmerksamkeit verlangen?
Wie können wir effektiv üben, also mit kurzen Übesessions besser werden? Wie kann uns das Musizieren als Ort der eigenen Entfaltung, der Entspannung und des Glückes dienen, als richtige Quality time? Und wie bringen wir beides, Fortschritt und Genießen, in den Einklang?
Diesen Fragen gehen wir hier auf den Grund. Dafür erwarten Dich praktisch anwendbare Ideen und Anregungen für Dein eigenes Üben und Musizieren.