Übeplan erstellen [Guide]:
Auf Dich zugeschnitten, realistisch und mit Zufriedenheitsgarantie.
Außerdem: Wann sich die Erstellung von einem Plan überhaupt lohnt.
Bestimmt hast Du auch schonmal einen Übeplan erstellt und wenn es nur eine große Richtung war wie: „Ich möchte 30 Minuten am Tag üben.“ (diese „Regel“ schauen wir uns weiter unten nochmal genauer an.)
So ein Plan bringt nicht nur Klarheit, er setzt auch neue Energie frei!
Und Vorbereitet in den Unterricht zu kommen oder den Fortschritt von einer zur anderen Übesession zu beobachten, macht richtig glücklich, oder?
Aber seien wir ehrlich, so ein Plan funktioniert meist nur eine bestimmte Zeit. Neujahrsvorsätze halten laut Forbes im Schnitt übrigens nur circa 3-4 Monate.
Wenn das passiert, denken viele Musiker:innen, dass sie nicht diszipliniert genug oder faul sind.
Aber liegt es wirklich daran?
Was ich beobachte ist, dass viele Pläne einfach nicht wirklich zu den Menschen passen und damit wird es fast unmöglich diese einzuhalten.
Wie entsteht also ein guter Übeplan?
Zuallererst braucht es Planung, die nicht auf Wunschdenken sondern auf der Realität beruht und Deine Bedürfnissen und Wünsche abbildet. Das ist die Basis, von der es dann in die nächste Phase geht.
In Phase 2 führst Du den Plan aus und testet ihn in Deinem Alltag. Hier siehst Du, wo Du Anpassungen vornehmen darfst. Diese werden übrigens Dein ständiger Begleiter sein.
Ja genau, ständig. Denn jedes Mal, wenn sich etwas bei Dir ändert, braucht auch der Plan ein Update.
Es ist ein Prozess und ich sage nicht, dass es einfach ist. Aber schlussendlich wirst Du damit belohnt, ohne schlechtes Gewissen und mit Kontinuität Deine Hobby, die Musik, zu verfolgen und viele unbeschreibliche Musikmomente zu sammeln.
Seit der Kindheit, über mein Klarinettenstudium bis heute, wo ich ein kleines Kind habe, plane ich mein Üben. Seit rund 10 Jahren arbeite ich außerdem mit Amateurmusiker:innen zusammen. Von dieser Erfahrung profitierst Du in diesem Beitrag.
Bestandsaufnahme: Wann Du Dir das Erstellen eines Übeplan sparen kannst
Wie jetzt? Doch keinen Übeplan? Ich gebe zu, diese Überschrift klingt nicht sehr motivierend, aber bevor Du Dir die Mühe machst, einen Übeplan auszuarbeiten, zu testen usw. wollen wir kurz einen Blick auf den Status Quo richten und herausfinden, ob sich die Arbeit überhaupt lohnt.
3 Fragen, um zu schauen, wo Du stehst
- Hast du zeitliche Kapazitäten, die Du für’s Üben nutzen kannst?
- Hat das Musizieren in Deiner Freizeit eine gewisse Priorität?
- Hast Du ein attraktives Ziel oder Projekt, an dem Du arbeiten willst, das genügend Anziehungskraft auswirkt. Hast Du ein Stück, das Du unbedingt spielen oder können möchtest oder ein Orchester oder Ensemble, auf das Du Dich vorbereiten willst?
Kannst du alle Fragen mit „Ja“ beantworten? Dann kannst Du direkt damit starten Deinen Plan zu erstellen, denn Du hast Zeit und genug Motivationsgründe, diesen auch in die Tat umzusetzen.
Andernfalls empfehle ich Dir Klarheit in Bezug auf diese Fragen zu schaffen:
- Was wäre ein richtig motivierendes Projekt für Dich? In diesem Artikel findest Du vielleicht erste Ideen und Impulse:
- Kreiere Deine Übechallenge
- Kennst Du Deinen Motivationstyp? Dann klappt’s besser mit dem Vorsatz: Mehr üben.
2. Gibt es Möglichkeiten Dir Zeit für die Musik zu schaffen? Braucht es eine höhere Priorität? Manchmal muss man sich zwischen mehreren Hobbies oder Möglichkeiten entscheiden und einen Fokus setzen. Sei aber auch nicht zu enttäuscht, wenn Du wirklich gerade keine Zeit für Dein Hobby finden kannst. Es kommen auch wieder andere Zeiten.
5 Tipps, mit denen Du erfolgreich einen Übeplan erstellen kannst
Tipp 1: Zeitplanung – plane realistisch statt optimistisch
Wie findest Du heraus, wieviel Zeit Du für’s Üben aufbringen kannst?
Alles beginnt mit einem Blick in den Kalender, aber da hört es noch nicht auf.
Alleine die Lücke zwischen den Terminen zu finden, ist noch keine perfekte Wahl für eine Übesession.
Ich empfehle Dir zusätzlich folgende Frage zu klären: Wie realistisch ist es, dass Du an diesem Tag, zu dieser Uhrzeit die Energie und Muße aufbringst zu üben?
Hast Du beispielsweise am Dienstag einen besonders anstrengenden Tag auf der Arbeit, ist der Dienstagabend vielleicht nicht so gut zum Üben geeignet. Vielleicht kannst Du aber an einem Homeoffice-Tag 20 Minuten reservieren, um am Mittag zu üben.
Tipp 2: Tausche Regeln gegen das, was funktioniert
Ich weiß, dass oft geraten wird: „30 Minuten üben am Tag, das wäre das Beste.“
Aber ganz ehrlich: Wer schafft das schon?
Ich bin dafür, stolz auf das zu sein, was funktioniert, auch wenn es nicht der „Norm“ entspricht.
Einmal die Woche üben, ist besser als kein Mal!
Auch 15 Minuten üben lohnen sich!
Statt durchgehend regelmäßig zu üben, könnte es vielleicht praktischer für Dich sein, intensivere Phasen mit Pausenphasen abzuwechseln.
Hier kannst Du nachlesen, welche Rolle Pausen beim Instrumentlernen spielen und ob sie gut oder schlecht sind.
Lass Dich von Regeln nicht ausbremsen und mach Dir keinen Druck mehr tun zu müssen, als Dir möglich ist.
Dann ist Unzufriedenheit vorprogrammiert und das wirkt sich auch negativ auf das Musizieren aus.
Tipp 3: Kleine Schritte machen zufrieden
Im Arbeitsumfeld hat man bereits wissenschaftlich untersucht, wie wichtig kleine Erfolge für die Zufriedenheit sind.
Auch bei der Erstellung Deines Übeplans empfehle ich Dir deshalb, zu Beginn lieber tief zu stapeln, Dir nicht zu viel vorzunehmen und Deinen Plan nach und nach auszubauen.
Den eigenen Plan einzuhalten, macht zufrieden!
Und das willst Du beim Üben für Dich nutzen.
Ich liebe es übrigens, mein Üben zu tracken. Besonders hilfreich fand ich hier diesen Kalender oder Du lädst Dir hier direkt meinen Übe-Tracker herunter.
Wenn Du mehr willst, als nur Häkchen setzen, teile ich in meinem Musician’s Journal meine ersten Schritte mit Dir, wie ich mein Üben zu Quality time verwandeln konnte. Hier findest Du Tipps, die Deine Gedanken über das Üben verändern und Dir helfen produktiver zu sein.
Tipp 4: Anpassen, statt aufgeben
Das klingt alles schön und gut, aber so einfach ist es nun auch nicht eine Routine aufzubauen, oder?
Was tust Du also, wenn Du das, was Du Dir vorgenommen hast, nicht einhalten kannst?
Und nein, Du bist nicht zu undiszipliniert oder einfach faul!
Wahrscheinlich passt einfach etwas an dem Plan nicht!
Verstehe mich nicht falsch, natürlich brauchen wir auch Disziplin beim Üben, aber unnötig schwer müssen wir es uns eben auch nicht machen.
Also: Wenn es mal nicht so läuft, nicht aufgeben und auch nicht zu viel darüber ärgern, sondern lieber überlegen, wie es besser klappen kann.
Meine besten Tipps für eine nachhaltige und stressfreiere Übepraxis findest Du hier.
Tipp 5: Entschieden ist entschieden!
Kennst Du’s auch, Du erstellst sorgfältig einen Plan und dann kurz vor dem Üben, fängt sie an, die innerliche Diskussion: „Och, bin ich müde. Was soll da schon bei rumkommen? Ich übe morgen!“
Wir alle haben diese Gedanken, denn unser Gehirn ist dafür gemacht Energie zu sparen. Deshalb sind seine Argument auch so verdammt gut 😉
Um der Diskussion aus dem Weg zu gehen, habe ich das Motto: „Entschieden ist entschieden“ eingeführt und damit den Entschluss gefasst, meine Pläne nur im äußersten Notfall in Frage zu stellen.
Probiere es das nächste Mal doch einfach mal aus!
Nun bist Du dran
Wie Du siehst, ist so ein Übeplan eine ziemlich individuelle Sache.
Was sich im ersten Moment vielleicht unbefriedigend anfühlt, bietet aber auch große Freiheiten und Chancen. Denn es gibt nicht einen richtigen Plan, den Du auf Teufel heraus diszipliniert abarbeiten musst.
Vielmehr kannst Du etwas kreieren, was genau zu Dir, Deinen Wünschen und Bedürfnissen passt!
Wenn Du herausfinden willst, was meine ersten Schritte waren, um mein Üben von einem Hamsterrad in wertvolle Quality time zu verwandeln, also die Musik mehr zu genießen und die Übezeit effektiver zu nutzen, empfehle ich Dir mein liebevoll gestaltetes Musician’s Journal. Dieses vereint Organisation, Motivation und Inspiration.
Oder Du lässt Dich von mir persönlich begleiten, gemeinsam entwerfen wir Deinen Übeplan, setzen clever die richtigen Prioritäten mit Hilfe wissenschaftlicher Erkenntnisse zu Motivationstypen und der Glücksforschung und finden ein Projekt, das Dein Herz höher schlagen lässt. Schreibe mir dafür einfach eine Mail und wir vereinbaren ein kurzes Gespräch, indem Du schauen kannst, ob Dich das Angebot anspricht: hallo@melinapaetzold.de.
So und nun wünsche ich Dir viel Erfolg beim Entwerfen und Umsetzen Deines Übeplans!
Ich wünsche Dir frohes Üben!
Melina
Videos zu diesem Thema auf meinem Youtube-Kanal
Wer schreibt hier?
Hallo, ich bin Melina!
Ich habe Klarinette studiert und bin heute als freischaffende Musikerin in Berlin tätig.
Wie kann modernes Üben, üben im 21. Jahrhundert aussehen, in dem so viele Dinge unsere Aufmerksamkeit verlangen?
Wie können wir effektiv üben, also mit kurzen Übesessions besser werden? Wie kann uns das Musizieren als Ort der eigenen Entfaltung, der Entspannung und des Glückes dienen, als richtige Quality time? Und wie bringen wir beides, Fortschritt und Genießen, in den Einklang?
Diesen Fragen gehen wir hier auf den Grund. Dafür erwarten Dich praktisch anwendbare Ideen und Anregungen für Dein eigenes Üben und Musizieren.
Toller Artikel! Ich habe drei Instrumente gelernt und hatte (bis auf die Blockflöte 😉 grosse Freude am Üben. Spass und Freude am Tun ist wohl auch hier ein wichtiger Punkt um dran zu bleiben. Lg Petra
Da kann ich nur sagen: Wunderbar 🙂
Das sind super Tipps 😍liebe Melina.
Oh, das freut mich sehr! Viel Freude beim Ausprobieren!