
Wohlbefinden für Musiker*innen
In diesem Interview durfte ich die Flötistin, Akkordeonistin und Yogalehrerin Fanny Mas interviewen. Wir sprechen über körperliche Be- und Überlastungen und wie wir damit als Musiker*innen umgehen können. Außerdem wartet am Ende des Interview wartet eine Übung zum Ausprobieren auf Dich, mit der Du Deine Körperwahrnehmung schulen kannst und einen ersten Einstieg in das Thema findest.
Was erwartet Dich noch in diesem Interview?
In dem Gespräch mit Fanny erfährst Du:
… warum das Körperbewusstsein und Wohlbefinden beim Musizieren für uns Musiker*innen wichtig und hilfreich ist.
… wie Fanny mit den körperlichen Herausforderungen und Belastungen des Musizierens umgeht.
… wie sich ihr Üben durch das Körperbewusstsein verändert hat.
+ eine Übung mit der Du Deine Körperwahrnehmung für das Musizieren trainieren kannst.
Ich wünsche Dir viel Freude mit dem Interview und freue mich auf Deine Rückmeldung in den Kommentaren!
Interview mit Fanny Mas – Flötistin, Akkordeonistin & Yogalehrerin
1. Frage: Liebe Fanny, erzähle erstmal etwas über Dich: Wer bist Du? Was machst Du? Warum bist Du Musiker geworden? Was bedeutet es für Dich Musiker zu sein?
Fanny: Ich bin Fanny Mas: Akkordeonistin, Querflötistin und begeisterte Pädagogin! Ich unterrichte meine Instrumente und mache es so ganzheitlich wie möglich: Ich habe mich als Yogalehrerin und Kinderyogalehrerin zusätzlich ausgebildet, so dass ich mehr Bewegung und Körperarbeit in meiner Pädagogik anwenden kann.

© Darko Todorovic
2. Frage: Welche drei Wörter beschreiben für Dich das Musizieren am besten? Was bedeutet Musik für Dich?
3. Frage: Wie bist Du zum Wohlbefinden von Musiker*innen durch ein besseres Körperbewusstein gekommen? Gab es hier Schlüsselmomente?
Fanny: Während meines Musikstudiums war ich sehr begeistert und sehr fleissig: Ich habe jeden Tag stundenlang Akkordeon und Querflöte geübt, ohne jeglichen körperlichen Ausgleich. Dabei habe ich zwei Instrumente ausgesucht, die für den Körper anstrengend sind: Gewicht für das erste, asymmetrische Haltungen für beide um nur diese zwei Besonderheiten zu nennen.
„…ich habe mich gefragt, was ich anders hätte machen sollen um diese Verletzungen zu vermeiden und vor allem, wie ich meine Schüler*innen davor schützen kann.“
Fanny: Aber ich habe mich gefragt, was ich anders hätte machen sollen um diese Verletzungen zu vermeiden und vor allem, wie ich meine Schüler*innen davor schützen kann. Ich habe mich weitergebildet, viel gelesen und viel gelernt aber mir fehlte die praktische Erfahrung. Ich wusste: Musiker*innen brauchen unbedingt Körperarbeit und -ausgleich, aber wie genau?
4. Frage: Wie bereichert ein besseres Körperbewusstsein Dein Musizieren/ Üben?
Fanny: Ein besseres Körperbewusstsein ist ein Geschenk, das man sich selber macht, das jederzeit zur Verfügung steht und das kein Ende hat. Dank diesem Geschenk spüre ich viel früher als zuvor, wann meine Haltung beim Spielen nicht mehr dynamisch ist, wann und wo Kompensationsmechanismen eintreten und was ich in dem Fall machen muss. Dank Yoga weiß ich auch, wie ich mich da bewegen bzw. dehnen muss, um danach wieder ohne Anspannungen zu üben.
„Dank Yoga weiß ich auch, wie ich mich da bewegen bzw. dehnen muss, um danach wieder ohne Anspannungen zu üben.“

© Darko Todorovic
5. Frage: Welche Erkenntnisse hattest Du durch ein besseres Körperbewusstsein für Dein Musizieren, die Du Dir schon früher gewünscht hättest?
Fanny: Ich weiß jetzt, wie es mir geholfen hätte, eine bessere Körperwahrnehmung und eine konsequente, regelmäßige Körperpraxis schon vor dem Studium zu haben. Mit meinen heutigen Kenntnissen würde ich nie wieder so üben, wie ich im Studium geübt habe. Damals habe ich gar nicht auf meinen Körper geachtet. Ich habe bulimisch geübt, bis der Kopf nicht mehr konnte ohne mich zu fragen, ob es vielleicht meinen Körper belastet. Ich habe ihn als bloßes Werkzeug für das Musizieren bzw. für das Erreichen von Studienzielen benutzt. Heute weiß ich, dass ich mein Körper bin. Es klingt banal und dennoch habe ich Zeit gebraucht, um das zu verinnerlichen! Geht es meinem Körper nicht gut, dann geht es mir nicht gut, was sich natürlich auf die Musik auswirkt. Weder meine Technik noch meine Interpretation können optimal sein, wenn es mir nicht gut geht.
Und das ist eben der Grund, warum ich Ipaia gegründet habe: Ich möchte Musiker*innen und Musikstudent*innen helfen, meine Fehler zu vermeiden!
„Mit meinen heutigen Kenntnissen würde ich nie wieder so üben, wie ich im Studium geübt habe.“
6. Frage: Welche Probleme/ Herausforderungen konntest Du mit einem besseren Körperbewusstsein in Bezug auf die Musik für Dich lösen?
Fanny: Die größte Änderungen sehe ich in meiner Art zu üben, die jetzt viel gesünder ist! Mein Körper spielt eine Hauptrolle in der Gestaltung meinen Übesessions: Jede Übeeinheit beinhaltet Körperübungen (meistens Yogahaltungen), entweder geplant, mit einem Schwerpunkt oder nach Lust und Laune.
7. Frage: Wo siehst Du das größte Potential in der Kombination von Musik & der Schulung des Körperbewusstseins?
Fanny: Vor allem in der Prävention von körperlichen Beschwerden, die leider eine musikalische Praxis oder gar eine professionelle Zukunft sehr bremsen können. Das ist mein Ziel mit Ipaia: Ich will sensibilisieren und Schlüssel vermitteln, um lange gesund musizieren zu können.
8. Frage: Hast Du Buch-, Video- oder andere Tipps, die sich für den Einstieg in das Thema eignen?
Fanny: Mittlerweile gibt es zum Glück viele Ressourcen über Musiker*innengesundheit, Yoga oder andere körperliche Praxen. Ein Buch, das mir sehr beeinflusst hat ist “Der musikalische Körper” von Wolfgang Rüdiger: Eine Mischung zwischen philosophischen, musikalischen und pädagogischen Gedanken über die Rolle des Körpers beim Musizieren.
9. Frage: Gibt es noch etwas, was Du hinzufügen möchtest?
Fanny: Ich möchte alle Musiker*innen, die diese Zeile lesen ermuntern, ihren Körper zu pflegen, denn sobald er nicht mehr gut funktioniert oder unangenehm wird, ist das Musizieren ebenso beeinträchtigt.
Möchtest Du mehr über Fanny erfahren?
Hier gehts zu Fannys Website: https://ipaia.eu/
Ich hoffe Fanny und ich konnten Dir etwas oder noch mehr Lust darauf machen Dein Körperbewusstsein für das Musizieren zu erforschen und zu nutzen. Lass mich gerne wissen, wie Dir der Artikel gefällt und teile ihn mit anderen, die das Thema auch interessant und bereichernd finden könnten.
Alles Liebe
Deine
Melina
Hol Dir jetzt die neusten Interviews, Blogartikel und Übehacks für ein kreatives und erfülltes Üben direkt in Dein Postfach!
Diese Blogartikel können Dich auch interessieren:
Hypnose für Musiker*innen – Interview mit Marleen Hiemsch – Cellistin, Hypnose- & Trauma-Coachin
In diesem Interview spreche ich mit der Expertin Marleen Hiemsch, Cellistin, Trauma- und Hypnosecoach über die Potentiale der Hypnose für das eigene Musizieren & Üben.
Körperverständnis für Musiker*innen – Interview mit Sophie Stahl, Oboistin & Physiotherapeutin
Wie kann uns das Körperverständnis bzw. das Wissen über physiologische Abläufe helfen, besser zu musizieren?
Progressive Muskelrelaxation für Musiker*innen – Interview mit Isabell Honig Musikerin und Stimmcoach
Was sind die Potentiale der progressiven Muskelrelaxation (PMR) für Musiker*innen. In diesem Interview spreche ich darüber mit Isabell Honig.
Laufen für Musiker*innen: Interview mit Daniel Tomann – Flötist und Lauftrainer
Laufen hat so viel Potential für uns Musiker*innen! Ich freue mich sehr in diesem Artikel ein paar meiner persönlichen Erfahrungen zum Thema Laufen mit Dir teilen zu können. Außerdem habe ich mir mit Daniel Tomann-Eickhoff einen richtigen Experten rund um das Thema Laufen und Musik für ein Interview eingeladen. Daniel läuft sehr ambitioniert, hat schon viele Marathons in den Beinen und arbeitet als Flötist beim NDR Orchester.
Yoga für Musiker*innen: Interview mit Katharina Giegling – Geigerin und Yogalehrerin
In den letzten Jahren werden es immer mehr Musiker und Musikerinnen, die Yoga für sich entdecken oder auch schon lange als wertvolle Ergänzung zum Musizieren für sich praktizieren. Ich freue mich sehr in diesem Artikel ein paar meiner persönlichen Erfahrungen zum Thema Yoga mit Dir teilen zu können. Das Herzstück dieses Artikels ist jedoch das Interview mit Katharina Giegling einer Expertin rund um das Thema “Yoga für Musiker*innen”.