
© Jessica Hu
Hypnose für Musiker*innen
Das Thema Hypnose hat mich schon immer fasziniert und gleichzeitig war ich auch etwas skeptisch, hatte viele Frage wie: Kann mir die Hypnose auch schaden?
Deshalb freue ich mich umso mehr, dass ich die Cellistin, Hypnose- und Traumacoach Marleen Hiemsch interviewen durfte. Bei dem Interview haben wir uns ausführlich über Traumaverarbeitung und Hypnose unterhalten und was sich darin für Potentiale für uns Musiker*innen verstecken.
Am Ende des Interview wartet eine Hypnose zum Ausprobieren auf Dich, die Dir das Üben mit Freude erleichtert.
Was erwartet Dich in diesem Interview?
In dem Gespräch mit Marleen erfährst Du:
-
… warum die Hypnose & das verarbeiten von Traumata gerade für uns Musiker*innen spannend und hilfreich sein kann
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… ob und was man bei der Hypnose beachten sollte.
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… wie Marleen gelernt hat mit der Hypnose supereffektiv zu üben und schneller in einen Flow zu finden.
+ eine Hypnose für ein Üben mit Freude, Leichtigkeit, (hier kannst Du ein Gefühl wählen)
Ich wünsche Dir viel Freude mit dem Interview und freue mich auf Deine Rückmeldung in den Kommentaren unten oder bei Instagram @melinapaetzold.
Interview mit Marleen Hiemsch – Cellistin, Hypnose- & Trauma-Coachin
1. Frage: Liebe Marleen, erzähle doch erstmal etwas über Dich: Wer bist Du? Was machst Du? Warum bist Du Musiker geworden? Was bedeutet es für Dich Musiker zu sein?
Marleen: Hallo, ich bin Marleen, Cellistin und Hypnose- und Trauma-Coachin. Mein Weg zur Musikerin war eher holprig als glatt. Als ich angefangen habe zu studieren wusste ich kurze Zeit später schon nicht mehr, warum ich Musikerin werden wollte. Ich stand extrem unter Druck, hatte Nackenverspannungen und Migräneanfälle und verlor mehr und mehr die Freude am Spielen. Ich habe stark an mir und meinen Fähigkeiten gezweifelt und dachte es sei alles meine Schuld – Ich bin einfach zu undiszipliniert und zu blöd meine Probleme zu lösen. Zusätzlich unglaublich große Auftrittsängste, die mich immer mehr am Studium haben zweifeln lassen. Ich bin nie auf mehr als 2 Stunden Übezeit gekommen, weil ich mit chronischer Erschöpfung, Motivationsproblemen und Prokrastination zu tun hatte und wie ich später dann verstanden habe – Entwicklungstrauma (die Ursache hinter all den Symptomen). Ich wollte nicht aufgeben, ich wollte meinen Zustand nicht akzeptieren, vor allem, weil ich meine Liebe zur Musik immer mehr wieder entdeckt habe, nachdem ich praktisch innerlich schon aufgegeben hatte.
„Ich wollte nicht aufgeben, ich wollte meinen Zustand nicht akzeptieren, vor allem, weil ich meine Liebe zur Musik immer mehr wiederentdeckte, nachdem ich praktisch innerlich schon aufgegeben hatte.“
Marleen: Ich habe mich in den ersten Jahren dann intensiv mit Cellotechnik, Entspannung und Klang auseinandergesetzt und meine Freude fürs Unterrichten entdeckt – seitdem arbeite ich auch mit Streichern an Verspannungen und Technik, was mich sehr erfüllt. Ich habe mich in der übrigen Zeit mit Psychologie, Persönlicher Weiterentwicklung später dann Traumatherapie und Spiritualität befasst und am Ende eine Ausbildung zur Hypnosetherapeutin gemacht. Hier habe ich dann meine zweite Leidenschaft gefunden.
Danach ist unglaublich viel Positives passiert. Ich habe es geschafft einen Masterplatz an der Royal Academy of Music in London zu bekommen. Mein Spielen ist in den Fluss gekommen. Ich habe sogar einige Preise in London gewonnen, saß am Stimmführerpult des Academy Symphony Orchestra‘s und gewann ein Probespiel (was ich gar nicht wollte, ich wollte mir nur beweisen, dass ich es könnte, um mich dann dagegen zu entscheiden). Es hatte am Ende gar nichts mit meinem Talent oder mit Disziplin zu tun, ich musste mich nur innerlich befreien.
„Es hatte am Ende gar nichts mit meinem Talent oder mit Disziplin zu tun, ich musste mich nur innerlich befreien.“
Marleen: Ich bin heute sicher nicht komplett „geheilt“ und immer noch auf meinem Weg, aber die Transformation, die die Traumatherapie und Hypnose für mich ausgelöst haben, hat schon direkt am Anfang unglaublich viel verändert. Heute lebe ich immer noch in London, arbeite mit Musikern an Auftrittsängsten, Verspannungen und Trauma Heilung, sowie effektivem Üben mit und ohne Hypnose. Ich spiele wieder leidenschaftlich und genieße es Musik zu machen.

© Jessica Hu
2. Frage: Welche drei Wörter beschreiben für Dich das Musizieren am besten? Was bedeutet Musik für Dich?
Marleen: Musik bedeutet Verbindung. Zu mir selbst, dem Publikum, zu meinem Cello sowie den Komponist*innen. Zu einer höheren Intelligenz/Ordnung. Und natürlich Lebensfreude. 😊
Berührtheit, Lebendigkeit, Transzendenz
3. Frage: Wie bist Du zur Hypnose gekommen? Gab es hier Schlüsselmomente?
Marleen: Durch meine eigenen Probleme wie Auftrittsängste, chronische Erschöpfung, Essstörung und Verspannungen. Ich war auf der Suche nach einer schnellen Lösung (wahrscheinlich, wie wir alle), einer noch effektiveren Art und Weise zu üben, weil es mir nicht möglich war, mehr als 2 Stunden täglich zu üben.
Ich bin zufällig auf Hypnose gestoßen, da herkömmliche Therapien, Physiotherapie und auch Persönliche Weiterentwicklung einfach nicht geholfen haben. Und natürlich war ich auch fasziniert von dem Mysterium Hypnose, dass es damals für mich dargestellt hat und den unglaublichen Möglichkeiten. Ich war schon immer sehr neugierig und das innere Kind in mir, das zum Glück immer geblieben ist, hat sich schnell begeistern lassen.
Traumatherapie kam dann später dazu, was das ganze komplettiert, für mich logisch erklärt und letztlich zu meiner Arbeitsweise heute geführt hat. Die Kombination aus beidem ist sehr ganzheitlich und verbindet körperbasierte Methoden mit dem Geist und umgekehrt. Transformation ist so sehr schnell und langfristig spürbar und vor allem langfristig.
4. Frage: Wie bereichert die Hypnose Dein Musizieren/ Üben?
Marleen: Ich kann mit Hypnose noch effektiver üben und sehr viel leichter in den Flow Zustand kommen – bzw. ihn gezielt hervorrufen. Durch Hypnose und Traumatherapie konnte ich selbst meine Blockaden lösen – körperlich wie psychisch (was am Ende dann doch alles eins ist). Flow ist für mich beim Spielen normal geworden, Prokrastination und Druck haben drastisch abgenommen und vor allem Auftrittsängste. Ich mache Musik aus Liebe und Freude und fühle eine tiefe Verbindung zu mir und meinem Körper.
Erkenntnisse:
- Man muss nicht 8 Stunden üben – es geht um die Effizienz, die Technik und Freiheit/Entspannung in Kopf und Körper.
- Die meisten Probleme wie Ängste, Motivation, Energie, Druck etc. stammen von Traumata (an die wir uns oft gar nicht erinnern) und sitzen im Körper, verursachen unsere Symptome.
- Es hatte nie etwas mit mir zu tun – Ich bin/war nie zu blöd, zu faul, zu undiszipliniert. Es gibt für alles eine Erklärung und auch eine Lösung.
„Ich kann mit Hypnose noch effektiver üben und sehr viel leichter in den Flow Zustand kommen – bzw. ihn gezielt hervorrufen.“

© Jessica Hu
7. Frage: Wo siehst Du das größte Potential in der Kombination von Musik & Hypnose bzw. Traumabearbeitung?
Marleen: Ich denke jede*r, der*die Musiker*in sein möchte, kann seine Ziele erreichen, wenn er*sie seine*ihre Traumata heilt und zu den Wurzeln der Probleme kommt. Wir sind nicht zu undiszipliniert, wenig talentiert oder was wir uns sonst noch einreden. Hypnose kann uns endlich die Freude wieder zurückgeben und auch Konkurrenzkampf überflüssig machen. Wenn wir selbst mit uns im Reinen und in der Freude sind, dann geht es nur noch um die Musik und echte Verbindung zueinander…
Die Hypnose macht Üben so viel effizienter und wirklich leicht. Es muss kein Kampf sein und natürlich wird Musik auch viel inspirierter, wenn man nicht noch mit sich selbst zu kämpfen hat.
„Wenn wir selbst mit uns im Reinen und in der Freude sind, dann geht es nur noch um die Musik und echte Verbindung zueinander…“
8. Frage: Hast Du Buch-, Video- oder andere Tipps, die sich für den Einstieg oder auch die Vertiefung des eigenen physiologischen Verständnisses als Musiker*in eignen?
Marleen: Eine Hypnose muss man live erlebt haben, von daher kann ich da keine Bücher empfehlen.
Es gibt ganz viele wunderbare Demonstrationen auf Youtube von Dr. Norbert Preetz, um mal einen Eindruck zu bekommen.
Ansonsten empfehle ich einen Workshop oder eine Einstiegssession ei mir 😊, bei Interesse schreibt mich einfach an.
Ihr könnt mich gerne kontaktieren für ein kostenloses Beratungsgespräch, um zu sehen, ob wir uns eine Zusammenarbeit vorstellen können und ob es das Richtige für dich ist.
Zum Thema Trauma möchte ich gerne folgendes empfehlen:
- NARM Buch von Dr. Laurence Heller „Entwicklungstrauma heilen“*
- Video über die die Polyvagal Theorie.
-
Peter A. Levine „Waking the tiger „*
-
Gabor Maté „Wenn der Körper nein sagt„*
*Hier ist ein Amazon-Partnerlink hinterlegt. Damit bekomme ich bei einer Bestellung eine kleine Provision. Der Preis ist für den Käufer unverändert. Du kannst das Buch natürlich auch gerne in einer Buchhandlung in Deiner Nähe erstehen.
9. Frage: Gibt es noch etwas, was Du hinzufügen möchtest?
Marleen: Vielen Dank für diese Möglichkeit und ich freue mich mit euch ins Gespräch zu kommen, wenn ihr Fragen/Interesse habt!
Hier gehts zu Marleens Website: www.marleenhiemsch.com
Zu ihrem Instagramprofil: @marleen.hiemsch
Ich hoffe Marleen und ich konnten Dir etwas oder noch mehr Lust darauf machen Hypnose einmal für Dich auszuprobieren, zum Beispiel in Form der Übung im Video. Lass mich gerne wissen, wie Dir der Artikel gefällt und teile ihn mit anderen, die das Thema auch interessant und bereichernd finden könnten.
Alles Liebe
Deine
Melina
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