Warum machen Musiker*innen Musik? Wie üben sie? Wie erhalten sie sich die Freude am Musizieren? Wie gehen sie mit den körperlichen und mentalen Herausforderungen ihres Jobs um?
In diesem Interview gibt die Sängerin Irene Kurka Einblicke in ihr Leben als Musikerin und verrät unter anderem worauf sie achtet, wenn sie neue Werke lernt.
1. Warum machst du Musik? Warum bist du Musiker*in geworden?
Ich habe schon immer gerne gesungen, von klein auf. Ich habe ganz viele Lieder singen wollen und habe mich über jedes neue Lied gefreut. Oft bekam ich Kassetten von der Deutschen Grammophon mit Instrumentalmusik oder Opern-Querschnitten von meinen Eltern geschenkt; Don Giovanni liebte ich besonders, und ich sang die Arien der Donna Anna nach – zunächst nur in unserem Treppenhaus. Später durfte ich dann Kinderrollen an der Nürnberger Oper singen und so wurde mir klar, dass ich unbedingt Musik und Gesang studieren wollte! Des Weiteren hat mich der Gesang auch oft durch schwere Zeiten hindurchgerettet. Ich liebe die Musik, ich liebe das Singen und ich berühre und unterhalte gerne Menschen.
2. Wie sieht deine Übe-Routine aus? Was ist dir beim Üben besonders wichtig?
Ich übe tatsächlich jeden Tag so ziemlich zur gleichen Zeit, nach meiner Morgenroutine mit Meditation, Yoga und Trampolinspringen. Ich glaube an die Regelmäßigkeit und die „Kraft der kleinen Schritte“. Ich weiß mittlerweile sehr genau, wie ich üben muss, um mein großes Arbeitspensum an neuen Stücken zu schaffen.
Hier noch ein besonderer Hinweis: Ich finde es wichtig herauszufinden bei neuen schwierigen Stellen oder Abläufen das Rechte Maß zu finden zwischen Üben und somit auch neue Synapsen im Hirn legen und wann der Punkt ist, es wieder loszulassen. Es gibt diesen Punkt bis zu dem es ist gut ist meinen Körper und Hirn mit neuen herausfordernden Informationen zu füttern, aber mich nicht festzubeißen und verkrampft zu werden. Dann lasse ich los und vertraue darauf, daß mein Hirn und Körper diese neuen Informationen in Zeiten, wo ich nicht übe oder sogar schlafe, verarbeite und ich am nächsten Tagen oder nach ein paar Tagen auf einem neuen Level bin und diese Stellen meistern kann. Die Auszeiten sind auch für uns Musiker zum Verarbeiten und neuen Hirnvernetzungen sehr wichtig.
3. Was inspiriert Dich und wo findest du Motivation?
Ich liebe die Musik und das Singen und ich will im Konzert richtig gut sein – das motiviert mich. Ich freue mich, wenn mir Dinge besser gelingen und ich liebe es, zu wachsen. Stillstand oder Ungeduld können mich herausfordern. Im Allgemeinen ich liebe Herausforderungen.
4. Wie erhältst Du Dir die Freude beim Üben?
Ich liebe das Wachstum und finde es erfüllend, wenn ich feststelle, dass ich Dinge besser kann. Ich liebe es, Dinge auf den Punkt zu bringen. Ich liebe es, vor dem Publikum zu stehen, es zu berühren – und ich möchte dann natürlich auch mein Bestes geben und zeigen.
5. Wie gehst Du mit den mentalen und körperlichen Herausforderungen einer(s) Musiker(s)*in um?
Das ist ein lebenslanger Prozess, und weil ich so gerne singe, lasse ich mich darauf ein. Ich lerne viel über mich, bilde mich und meine Persönlichkeit weiter, um mit den Herausforderungen klarzukommen. Mittlerweile gebe ich meine Erfahrungen und Erkenntnisse in meinem Podcast „neue musik leben“ weiter und hoffe, anderen Menschen gute Impulse geben zu können. Ich übe regelmäßig und nehme mir auch Auszeiten. Wofür ich bislang keine gute Lösung gefunden habe: Ich finde es für meinen Körper beschwerlich, auf Reisen immer schweres Gepäck tragen zu müssen; das tut mir nicht gut. Wenn ich viel gereist bin, gönne ich mir Massagen, um dies auszugleichen und die durch das Koffertragen entstandenen Verspannungen aufzulösen.
6. Hast du Rituale vor einem Konzert? Wie gehst Du mit Lampenfieber um?
Wenn es geht, mache ich einen Mittagschlaf und esse gut und warm zu Mittag. Ich bin entspannt und freudig vor einem Konzert und habe kein negatives, unangenehmes Lampenfieber. Hierzu habe ich einen spannenden Speaker-Vortrag gehalten: https://www.youtube.com/watch?v=LY_UyYwfY6Q
7. Welche drei Worte beschreiben für dich das Musizieren am besten?
Wahrhaftigkeit, Lebendigkeit und Verbindung.
8. Hast du einen „Super-Tipp“ oder etwas anderes zum Thema Musizieren, das du mit den Leser*innen teilen möchtest oder noch unbedingt loswerden willst?
Musikmachen ist eine wunderschöne, tiefgehende und unendliche Reise (für die ich sehr dankbar bin).
Möchtest Du mehr über Irene erfahren? Dann schau sehr gern hier vorbei:
https://irenekurka.de/podcast.html
Titelfoto: Thomas Götz