Regelmäßig üben: 6 Punkte für einen leichteren Einstieg

„Uhhh, ich bin aber schon echt müüüüüüde, vielleicht sollte ich noch einen Snack essen oder kurz was trinken…ja, das ist eine super Idee! Danach fühle ich mich sicher frischer. Dann lege ich los.“

Na? Ertappt?

Dies ist nur einer meiner typischen Unterhaltungen, wenn das Üben ansteht. 😉

Und damit sind wir auch schon mitten im Thema: Regelmäßig üben und wie der Einstieg leichter gelingen kann.

In diesem Artikel habe ich zusammengetragen, was mir in den letzten Jahrzehnten dabei geholfen hat zum Beispiel nach einem Urlaub wieder mit dem regelmäßigen Musizieren zu beginnen. Ich bin gespannt, ob etwas für Dich dabei ist.

Übrigens: So ein Wiedereinstieg ist für viele Musiker:innen mit Widerständen verbunden. Egal ob Neuling, Wiedereinsteiger, Hobbymusiker:in oder Profi.

6 Punkte für einen leichteren Einsteig ins Üben

#1 Strategie „Schneller sein als Deine Ausreden“

Seit ein paar Jahren nutze ich die Regel: W enn ich darüber nachdenke etwas zu tun oder einen Funken Lust empfinde z.B. Klarinette zu spielen, gehe ich direkt in die Umsetzung. Kein langes Abwägen mehr.

Ich probiere damit meinem Schwall an Ausreden zu entkommen und sozusagen vor dieser Ausredenwelle zu surfen.

Und tatsächlich:

Damit gelingt es mir viel besser, wenn natürlich auch nicht immer, aktiv zu werden.

Vielleicht magst Du das ja auch mal probieren.

#2 Erwartungsmanagement beim regelmäßigen Üben

Für mich liegt ein vielleicht sogar derr Knackpunkt für einem möglichst motivierenden Start bei meinen Erwartungen.

Es kann so leicht passieren, dass wir davon ausgehen, dass ein guter Plan die Lösung dafür ist, dass es die Unlust an Tag XY zu überwinden. Das der perfekte Zeitpunkt es uns leicht macht in die Umsetzung zu gehen. Ein Plan ist sinnvoll, er bringt Struktur, aber bei der Umsetzung hilft er erstmal nicht.

Es gibt Tage, an denen die Vorfreude aufs Üben groß ist, aber in den meisten Fällen können wir uns auf Widerstände vorbereiten. Das heißt nicht unbedingt, dass wir nicht so gerne musizieren. Es hat eher damit zu tun, dass unserem primitiven Teil des Gehirns drei Dinge am wichtigsten sind: direkte Belohnung, Sicherheit und Energie sparen. Vor allem Energie sparen wird beim Musikmachen schwierig, es ist eben nicht so leicht wie Netflix schauen oder auf Social Media scrollen.

Deshalb sind die Ausreden ja auch so gut, die uns davon abhalten sollen und anzustrengen.

Mit diesem Wissen und der Erwartung, dass wir unser Gehirn vielleicht etwas austricksten dürfen, ist schon so mancher Einstieg ins regelmäßige Üben gelungen.

    #3 Hab Deine Gefühle im Blick

    Wenn etwas keinen Spaß macht, wenn wir nicht direkte Belohnung erwarten können, sind wir als Menschen auch weniger motiviert aktiv zu werden. Das kann das regelmäßige Musizieren erschweren.

    Probiere es doch mal aus, möglichst spielerisch, mit Neugierde und Mitgefühl an das Üben zu gehen und setze Dich nicht zu sehr unter Druck, wenn…

    … Du nicht so fit bist, wie vor der Pause,

    … technische Stellen nicht mehr so funktionieren wir vorher,

    … wenn es Dir schwerer fällt Dich zu konzentrieren.

    Manchmal kann es auch helfen, bewusst den Fokus auf das Schöne beim Wiedereinsteig zu richten z.B. Wie schön es ist selbst diesen Klang zu produzieren und was eben trotz einer Pause geht.

      #4 Nimm Dir nicht zu viel vor

      Zu viel, zu lang, zu schwer, das alles bringt Druck in den Wiedereinstieg und kann im schlimmsten Fall zum Abbruch führen.

      Für mich ist es gerade zu Beginn wichtig, ein gutes Maß zu finden, um das Momentum aufzubauen in den Fluss zu kommen.

      Starte also lieber besser mit kurzen Sessions, die zu deinem Fitnesslevel passen und bei denen Du mit Vorfreude auf die nächste Einheit endest. Höre am besten auf, wenn e gerade so richtig Spaß macht

        #5 Committe Dich

        Auch auf die Gefahr hin, dass Du Dich jetzt etwas getriggert fühlst. Alle vorherigen Punkten machen nur zu einem bestimmten Maße sind. Die Grundlage für einen gelungenen Start ist Deine Entscheidung und Entschlossenheit nun regelmäßig zu musizieren.

        Warum möchtest Du denn regelmäßig Musik machen? Was ist so wertvoll daran, dass Du es nicht missen möchtest? Kannst Du Dich vielleicht gut entspannen oder fühlst Du Dich danach so richtig glücklich?

        Es ist einfacher die Wiederstände zu überwinden, wenn Du Deine Gründe kennst und Dich auch regelmäßig daran erinnerst.

          #6 Kleine Energiegeber beim Wiedereinstieg ins Üben

          Hier findest Du 3 Ideen, wie Du Deinem Musizieren einen kurzfristigen Motivationsschub verleihen kannst:

          1. Geh in einen Musikalienhandel und besorge Dir neue Noten, auf die Du so richtig Lust hast.
          2. Höre Dir die Stücke, die Du zukünftig spielen willst als Aufnahme, Video oder in einem Konzert an.
          3. Richte Dir einen inspirierenden Übeort ein oder räume Deinen auf.

          Frohes Üben!

          Melina

          Hallo, ich bin Melina,

          professionelle Klarinettistin und Musikerin in Berlin.

          Mit dem Studienplatz an der Musikhochschule ging für mich ein großer Traum in Erfüllung. Doch nach wenigen Semestern spürte ich, dass irgendetwas nicht stimmte. Das Musizieren, was mich vorher so lebendig und frei fühlen ließ, war durch Perfektionismus, Druck und Ängste geprägt.

          Für mich stand eines fest, das ist nicht die Art und Weise, wie ich Musik machen möchte. Das treibt mich jeden Tag an Lösungen dafür zu finden, wie erfülltes Musizieren aussehen kann – mit seinen Höhen und Tiefen.

          Dabei geht es zum einen um das Üben selbst. Dass es eine Tätigkeit ist, bei der wir die Zeit vergessen, bei der wir wachsen und Fortschritt sehen.

          Zum anderen geht es auch um physische, mentale oder emotionale Hürden. Denn ohne, dass wir uns selbst in diesen kreativen Prozess einbeziehen und herausfinden, was unserem Glück im Weg seht, wird es verdammt schwer frei, lebendig und verbunden zu musizieren.

          Ich freue ich mich riesig, dass Du hier mitliest. Sei herzlich eingeladen den Community-letter zu abonnieren und bei den regelmäßigen Co-Üben dabei zu sein.

          Alles Liebe

          Melina

          Melina Paetzold Musikerin Klarinette

          © Karoline Wolf